Stadt Wesel

Vesalia hospitalis: die gastfreundliche Stadt


 
Die Geschichte der Stadt Wesel, gelegen am Zusammentreffen von Lippe und Rhein und damit am Schnittpunkt ältester Verkehrs- und Handelswege, wird im wesentlichen durch drei bestimmende Faktoren geprägt:
  • die verkehrsgünstige Lage
  • die militärstrategische Lage
  • Zerstörung und Wiederaufbau
Die verkehrsgünstige Lage bescherte Wesel als Hansestadt Reichtum, blühenden Handel und einen hohen Stand in Wissenschaft und Kunst.
Im Mittelalter wurde der Lippehafen der wichtigste Hafen zwischen Köln und den Niederlande. Durch die verkehrsgünstige Lage an den Lippehandelswegen und am Hellweg , wurde die Stadt Stapel- und Umschlageplatz für Waren aus dem Münster- land und dem Lippeland. Wesel überflügelte als Handelsstadt nicht nur Kleve, sondern auch die Stadt Duisburg.
Der Fürstenhof, die Johanniterkomturei, die Franziskanerklosterkirche, der Willibrodi-Dom, die Dominikanerklosterkirche und das Fraterherrenhaus zeugten jahrhundertelang vom Reichtum der Stadt.

In der Wissenschaft galt Wesel als bedeutende Pflegestätte des Humanismus. Die Aufnahme von 8000 Religionsverfolgten in den Jahren 1547 - 1578 ist dafür Beweis. Aus dieser Zeit stammt der ehrende Beinamen Vesalia hospitalis: die gastfreundliche Stadt. Die Maler Hermann Wynrich, Bartholomäus de Bryn und Dirk Baegert, sowie die Bildschnitzer Gervinius, Wilhelm von Wesel und Martel Brüger waren als Weseler Bürger berühmte Künstler ihrer Zeit.

Die militärstrategische Lage brachte Wesel immer wieder Not und Zerstörung und hemmte dadurch die Entwicklung der Stadt über Jahrhunderte hinweg.
Im Jahre 1586 geriet Wesel mit dem Herzogtum Kleve in die Wirren des spanisch-niederländischen Krieges und wurde von 1586 - 1590 durch spanische Truppen belagert, 1589 brach in Wesel die Pest aus und raffte dabei 13.000 Bürger dahin.
Mit dem Jahre 1609 begann der Jülich-Klevesche Erbfolgestreit, bei dem die Spanier, diesmal auf der Seite des Kaisers und des katholischen Pfalzgrafen, mit einem Riesenheer gegen Wesel anrückten. Nach dreitägiger Belagerung mußte sich die Stadt ergeben. Von diesem Tage an war das weitere Schicksal Wesels als Festungsstadt beschlossen. Der spanische Heerführer Spinola verstärkte die Befestigungsanlagen. Bis 1629 erlebte Wesel unter der spanischen Besatzung eine schwere Zeit.
Theoretisch war Wesel im Vertrag zu Xanten bereits am 12.11.1614 dem Hause Brandenburg zugesprochen worden, jedoch dauerten die Rechtsstreitigkeiten bis zum Jahre 1666.
Am 9. Sept. 1667 huldigte Wesel dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Die neuen Herren hatten Wesel dazu ausersehen, der vorgeschobene Vorposten Preußens am Rhein zu werden.
Wesel wurde zu einer der stärksten Festungen seiner Zeit ausgebaut. Dies bedeutete für Wesel, daß trotz der verkehrsgünstigen Lage die wirtschaftliche Entwicklung in Wesel stagnierte. Vor allem die industrielle Entwicklung in Deutschland ging völlig an Wesel vorbei.

Das Berliner Tor

                                                 Das Berliner Tor

Mit dem Jahre 1892 verschwanden zwar veraltete Festungsanlagen, die der modernen Waffentechnik nicht standhalten konnten, Wesel blieb jedoch Festung.
Die hemmenden Rayonbestimmungen wurden erst im Jahre 1925 aufgehoben.
Ab 1680 waren nahezu durchgehend 4000 - 5000 Soldaten in der Festung Wesel stationiert.
Genannt seien die vier Weseler Regimenter

  • InfReg Vogel von Falkenstein (7. Westf.) Nr. 56
  • InfReg Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westf.) Nr. 57
  • 1. Westfälisches Artillerieregiment 7
  • Clevisches Feldartillerieregiment 43
Während des 7-jährigen Krieges (1756 - 1763) wurde die Festung geräumt und durch Franzosen und Österreicher besetzt und nach deren Niederlage wieder an Preußen zurückgegeben.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde Wesel 1806 zunächst dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, dann jedoch in das Französische Kaiserreich als ostwärtigste Bastion Frankreichs einbezogen. Napoleon baute die Festung auf der linken Rheinseite aus und legte dazu Büderich in Schutt und Asche.
Im Jahre 1809 wurde in der Zitadelle den 11 Schillschen Offizieren der Prozeß gemacht. Am 16. Sept. 1809 wurden die Offiziere auf den Lippewiesen erschossen.
Nach der Abdankung wurde Wesel wiederum preußische Festung.
Immer wieder wurde Wesel von Katastrophen heimgesucht.
1354 zerstört ein Feuer die Altstadt
1586 rafft die Pest 13.000 Bürger dahin
1756-1763 sank unter franz./österr. Besatzung die Bevölkerungszahl von 24.000 auf 4.376 Einwohner
im Jahre 1945 zerstörten vom 16. - 19. Februar massierte Luftangriffe Wesel zu 98%. 
Am 23./24. März wurde Wesel durch massierten Artilleriebeschuß dann zu einer toten Stadt.
Seit 1965 ist diese wirtschaftlich gesunde und moderne Stadt Standort des Baketenartilleriebataillons 150.
 
 

C H R O N I K   der Stadt Wesel ( Auszug )

8. Jahrh.       Wesel erstmals urkundlich erwähnt
1142             Wesel hat sich zu einer städtischen. Siedlung vergrößert. Vereinbarung mit  Rees über gegenseitig Zollbefreiung
1241             Wesel erhält Stadtrechte
1354             Feuer vernichtet die Altstadt. Mit dem Wiederaufbau beginnt glanzvolle Zeit
1407             Wesel wird Mitglied der HANSE
1424             Bau des Willibrodi-Dom beginnt
1456             Bau eines gotischen Rathauses
1547 - 1578  Aufnahme von 8000 Flüchtlingen
1586 - 1589  Belagerung durch Spanier, die Pest tötet 13000 Weseler Bürger
1614             Wesel kommt zu Preußen
1626             Der Weseler Peter Minuit gründet New York
1680/81        Ausbau zur preußischen Festung mit bis zu 5000 Soldaten 
1806 - 1814  Wesel gehört zum Französischen Reich
1809             Erschießung  der “Schillsche Offiziere"
1886             Wesel wird teilweise “entfestet"
1924 - 1936  Wesel nicht mehr Garnison
1945             Wesel wird zu 98% durch Bomben zerstört
1946 - 1962  Wiederaufbau der Stadt
1965             RakArtBtl 150 bezieht Schill-Kaserne
1974             Rathausneubau wird abgeschlossen
1975             Gebietsreform Teile Bislich, Flüren, Diersfordt, Büderich, Voerde, Hamminkeln  und Hünxe werden eingemeindet
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